Veröffentlicht am 11. Juli 2017
Favorisiertes Team aus Singapur schafft erneut Turniersieg vor China, Polen und Ungarn
Das Finale des Physik-Weltcups IYPT ist immer etwas besonders. Jedes Team darf seine besten Experimente und theoretischen Analysen präsentieren. Dieses Jahr qualifizierten sich nach fünf Wettkampfrunden die Schülergruppen aus Ungarn, Polen, China und Singapur. Das deutsche Team um Kapitän Raymond Mason konnte während des Turniers zeitweise auf eine Finalteilnahme hoffen. Dieses Ziel verfehlten sie nach einigem Auf und Ab jedoch knapp. Dennoch freute sich die deutsche Fünf über den nach beeindruckenden Wettkämpfen erreichten guten 6. Platz. Ein Rang, der mit der Silbermedaille belohnt wurde.
Im prall gefüllten Hörsaal an der National University of Singapore startete das Team aus Ungarn in das Finale. Sie wählten die verblüffenden Bewegungen eines Balls in einem mit Flüssigkeit gefüllten und zugleich rotierenden Rohr. Gegen die kritisierenden Gegner aus Polen und China konnten sie sich allerdings wenig behaupten und schlossen diesen Wettkampf mit einer zwar guten Leistung, aber dennoch niedrigsten Punktzahl ab. Ebenso erging es darauf dem polnischen Team, das sich einer mit einem Staubsauger angetriebenen Luftkanone für kleine Projektile widmete.
So lief der Wettkampf wie von vielen vorher bereits erwartet auf ein Punkteduell zwischen Singapur und China hinaus. Das chinesische Team legte mit einer sehr beeindruckenden Beschreibung eines Teleskops aus nur einer Linse und einer Lochblende vor. Belohnt wurden sie mit einer überdurchschnittlich hohen Wertung, die das Team aus Singapur in ihrer Rolle als Kritiker nur ganz knapp übertraf. Das Team aus Ungarn schlug sich zwar wacker, lag aber auch bei diesem Wettkampf hinter den beiden Favoriten zurück. „Mit Ungarn und Polen hätten wir – vor allem bei den vergleichenden Reviews – locker mithalten können“, sagt Sebastian Friedl aus Bayreuth.
Der allerletzte Wettkampf des diesjährigen IYPT-Turniers musste also die Entscheidung bringen. Nach bereits gut vier Stunden und einigen technischen Problemen mit den Mikrofonen trug Singapur seine Lösung zu sternförmigen Tropfen auf einer heißen Unterlage vor. Dabei oszillierte die Sternstruktur der auf einem Dampfkissen schwebenden Tropfen eindrucksvoll. Sowohl die Experimente als auch die selbst entwickelte Theorie begeisterte Publikum und Jury. So wurde der Schüler aus Singapur mit der höchsten Wertung des Turniers belohnt und sicherte seinem Team den Gesamtsieg. Damit gewann Singapur das fünfte Mal in Folge diesen spannenden, internationalen Wettbewerb. „Singapur hat sehr verdient gewonnen“, sagt Waleed El-Kishawi. Mit tollen Experimenten und guter Theorie sei fast nichts daran auszusetzen gewesen, so der Schüler aus Schwelm. „China war aber auch gut“, ergänzt Kapitän Raymond Mason.
Nach dieser langen und harten Endrunde folgte nach einem kurzen Imbiss die Abschlusszeremonie mit Preisverleihung. Sichtlich stolz nahmen die Fünf aus Deutschland ihre Silbermedaillen entgegen. Am Abend folgte die Abschlussfeier, bei der sich die Schülerinnen und Schüler aus aller Welt endlich ohne Wettbewerbsdruck näher kennenlernen konnten. Viele von ihnen könnten auch kommendes Jahr wieder dabei sein. Dann lädt China die Physik begeisterte Jugend der Welt in seine Hauptstadt Peking ein.
So könnte Auguste Medert ihre Erfahrungen wieder einbringen – und ihren immer wieder aufbauenden Optimismus. „Im September schaue ich mal, ob ich nochmal teilnehmen werden“, sagt sie. „Im Sommer werde ich erstmal entspannen“, plant Sebastian Friedl. „Doch werde ich mir mal die Aufgaben anschauen und dann überlegen, ab Anfang September ordentlich etwas rauszuhauen.“ „Große Lust hätte ich schon“, sagt der in Diskussionen bewährte Teamkapitän Raymond Mason. Aber er wisse jetzt noch nicht, ob er nächstes Jahr dabei sein werde. Denn er liebäugelt abermals mit der Schülerkonferenz „Modelling United Nations“ – einer Simulation hochrangiger internationaler UN-Konferenzen –, die er bereits dieses Jahr in München maßgeblich mit organisiert hat. Birk Magnussen wird den Physikturnieren in Deutschland und auch international treu bleiben. Allerdings nicht als Teilnehmer, sondern als Betreuer in Kassel und Juror. Parallel beginnt er im Wintersemester sein Studium in den Fächern Elektrotechnik und Informatik. Und Theorie-Joker Waleed? „Ich studiere erstmal Physik, wo genau weiß ich noch nicht, wahrscheinlich in Dortmund.“